Tempodrom, Berlin

WohnZukunftsTag 2022: Mehr als 400 Gäste beim großen Branchentreff

Berlin – Nach zwei virtuellen Jahren fand der WohnZukunftsTag des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW in diesem Jahr endlich wieder an gewohnter Stelle – im Tempodrom in Berlin – in Präsenz statt. Und das mit einem Teilnehmerrekord. Mehr als 400 Besucher waren am 29. Juni 2022 beim großen Branchentreff der Wohnungswirtschaft vor Ort und beteiligten sich an den Workshops, in denen es um die großen Herausforderungen rund ums Thema Wohnen ging.

Für das Event, bei dem Zukunftstechnologien für die Wohnungswirtschaft im Fokus stehen, wurde das Tempodrom in ein Quartier verwandelt, in dem unterschiedliche Austeller Ihre Lösungen für die Herausforderungen von morgen vorstellen konnten. Und mittendrin das Haus der Zukunft: Das zweistöckige Haus zeigte den Gästen anschaulich und zum Anfassen, wie die Zukunft des Wohnens aussehen kann: modular, klimafreundlich und aus Holz.

GdW-Präsident Axel Gedaschko eröffnete die Veranstaltung und wies auf die drängenden Herausforderungen für die Wohnungsunternehmen, aber auch die Gesellschaft im Ganzen hin. „Kostenexplosion, Lieferengpässe und Fachkräftemangel beim Wohnen – und das bei den ambitionierten Klimazielen der Bundesregierung. Um das alles schaffen zu können, müssen wir gemeinsam Fortschritt wagen“, betonte Gedaschko.

Im Anschluss legte Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, mögliche Lösungen aus der Krise dar, die in der Politik aktuell diskutiert werden. Es brauche einen ausgewogenen Instrumentenmix, um den Wohnungsbau sozial zu gestalten und die Klimaziele zu erreichen. „Wichtige Punkte sind die Anpassung des Gebäudeenergiegesetzes und die Neuausrichtung der Förderung für effiziente Gebäude“, so Bösinger.

Darauf folgten spannende, lebhafte Panels zu den drei Themenblöcken „Quartiere und Klima“, „Digital und Klima“ und „Bauen/Bezahlbares Wohnen und Klima“.

Quartiere und Klima

Im Panel „Zukunft Wärmeversorgung im Quartier“ sprachen die Experten mit den Teilnehmern über die künftige Wärmeversorgung in Quartieren. Hier wurden erfolgversprechende und bezahlbare Ansätze sowie Sichtweisen zusammengebracht. Vor allem das Thema grüne Fernwärme sorgte hier für hitzige Diskussionen im Publikum.

Wasserstoff ist eines der großen Zukunftsthemen. Und genau darum ging es im Panel „Vollendung der Sektor Kopplung“. Hier wurde das Potenzial des Energieträgers Wasserstoff für die Sektorenkopplung im Quartier beleuchtet. Quartiere als zentrale Handlungsräume der Sektorenkopplung müssen im Zuge der Energiewende an Bedeutung gewinnen. Denn im Vergleich zu Einzelgebäuden bieten sich zahlreiche Synergieeffekte zur Steigerung der Energieeffizienz auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Zunehmende Hitze, Trockenheit und Starkregenfälle stellen die Wohnquartiere vor neue Herausforderungen. Welche Möglichkeiten haben Wohnungsunternehmen, um durch ein intelligentes Regenwassermanagement auf den Klimawandel zu reagieren? Wie funktioniert das „Schwammquartier“, was bedeutet neues Denken in „BlueGreen” und welche Maßnahmen lassen sich in Bestand und Neubau umsetzen? Diese Fragen wurden im Panel „Wassersensible Wohnquartiere – Maßnahmen zur Klimaanpassung“ thematisiert und diskutiert.

Digital und Klima

Das gesetzliche Ende der bisherigen Betriebskostenumlage für den Breitband- und TV-Anschluss bedeutet einen erzwungenen technischen und wirtschaftlichen Strategiewechsel. In dem Panel „Ade alte Betriebskostenumlage – Eine Zeitenwende für Technik und Finanzierung von Gebäudeinfrastrukturen aus“ zeigten die Referenten Praxisbeispiele für die technische und finanzielle Umsetzung moderner, nachhaltiger Inhouse-Infrastrukturen.

Im Panel „Digitalisierung und Klimaschutz im Bestand und Neubau“ wurden verschiedene Ansätze in umgesetzten Projekten sowie daraus gewonnene Erfahrungen zur Zusammenführung von Digitalisierungs-Methoden und Klimaschutzzielen diskutiert. Im Fokus standen die Umrüstung von Bestandsgebäuden und die Planung von Neubauprojekten.

In einem Panel zum Messwesen wurde dessen Bedeutung für die Wohnungswirtschaft aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Was diese neue Ausgangssituation für die Erfassung von Gebäude-, Betriebskosten- und CO2-Daten bedeutet, wurde erörtert und Umsetzungsbeispiele vorgestellt. Die Speaker waren sich einig, dass das Messwesen in Zukunft eine große Bedeutung für das Wirtschaften haben wird – denn: Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken.

Bezahlbares Bauen, Wohnen und Klimaschutz

Umwelt- und Social-Governance-Anlagekriterien werden auch in der Wohnungswirtschaft immer wichtiger. Wie können sich Wohnungsunternehmen auf die Anforderungen der EU-Taxonomie und CSR-Richtlinie vorbereiten? Diese und weitere Fragen beantworteten Experten aus der Branche in einem Workshop zur EU-Taxonomie.

Ein weiteres Thema, das kaum präsenter sein könnte, wurde im Panel „Systemlösungen für den Heizungskeller und die Strangsanierung“ behandelt: In diesem Workshop stellten Unternehmer anhand eines Praxisbeispiels die Herangehensweise und auch praktische Umsetzung einer seriellen Heizungsaustauschlösung dar.

Kann die Wohnungswirtschaft seriell sanieren? Der Volume Deal, auf den sich 22 Wohnungsunternehmen mit über 11.000 Wohneinheiten verständigt hatten, wurde bereits 2019 geschlossen. Im Workshop wurden Erfahrungen aus einem Pilotprojekt eines Unternehmens vorgestellt. Anschließend wurden Strategien betrachtet, wie man von einer Einzelgebäudesanierung in die serielle Portfoliosanierung kommt.

Wie viele Gateways braucht ein Gebäude?

Für eine Vielzahl von Digitalisierungslösungen im Kontext Klimaschutz und Gebäude- und Anlagendigitalisierung gibt es jeweils eigene Hardware-Lösungen. Gefühlt hat jedes PropTech für seinen Anwendungsbereich eigene Hardware, eigene Gebäudegateways. In der offenen Diskussionsrunde ging es um die Frage, ob man mit einem Gateway, also einer Vernetzungslösung, auskommen und den Betrieb sowie die Weiterentwicklung stark vereinfachen kann. Dabei wurde deutlich, dass es hier noch einige Hindernisse und offene Fragen gibt.

Zukunftswerkstatt für Nachwuchskräfte der Wohnungswirtschaft

Als Abschluss des WohnZukunftsTages stellten zwei Gruppen von Azubis in Wohnungsunternehmen ihre Visionen über die Zukunft des Arbeitens und des Produkts Wohnen eindrücklich vor. Die Azubis wurden dabei von den beiden Moderatorinnen Silke Hillenbrand, Schulleiterin der BBA Berufsschule der Akademie der Immobilienwirtschaft, und Ines Leistenschneider, Mitglied des Schulleitungsteams am EBZ Berufskolleg, begleitet. Die erfrischenden Ideen, die von innovativen Mobilitätslösungen über Clusterwohnungen bis hin zum Arbeiten im Metaverse reichten, kamen beim Publikum sichtlich gut an und inspirierten den ein oder anderen Unternehmer zu einem neuen Blick auf das eigene Unternehmen.